Sonja steht vor dem Kleiderschrank. Was soll sie anziehen? Courtney hat
gesagt, dass sie und Jens in bayerischer Tracht kommen – also in Dirndl oder
Lederhose. Doch solche Klamotten hat Sonja natürlich nicht. Schließlich kommt
sie aus dem Norden. Aber was soll sie sonst anziehen?
“Hey honey, looking for your Lederhosen?” Stephen asks jokingly as he
walks into the room.
„Haha. Du weißt genau, dass ich so etwas nicht besitze“, antwortet
Sonja genervt. „Außerdem heißt das Lederhose – nicht Lederhosen. Schließlich
ist es nur eine Hose.“
“Whoa, … hey!” Stephen puts up
his hands in defense and takes a step back. “Are we in a bad mood this
morning?”
„Was? … Äh, nein, tut mir leid“, entschuldigt sie sich. Dann wechselt
sie wieder ins Englische. Stephen hält immer noch nicht viel von dem Mischen
der beiden Sprachen und irgendwie hat er auch recht. Je mehr sie es spricht,
desto schneller kann sie es lernen. “I just don’t know what to wear.”
“That’s new,” Stephen says surprised. “Until
now, you’re one of the few women I know that don’t spend an hour getting
dressed.”
Unschlüssig schaut sie wieder in den Schrank. “Not today, I guess.”
Stephen looks down at himself. “Well, I’m going
like this. You can’t go wrong with jeans and a T-shirt.” Then he smiles and
adds jokingly: “Unless it’s a funeral.”
Verwundert schaut Sonja ihn an. Heißt funeral nicht Beerdigung? Dann versteht sie – es sollte witzig sein. Doch in dem Moment entschuldigt sich Stephen auch schon.
“Sorry babe, bad joke.”
Sonja nickt zustimmend. “Very bad joke!”
“Anyway,” Stephen says quickly, getting back to
the topic of the conversation. “Why are you so worried about what to wear?”
“Well, Courtney said they’re coming in Tracht.”
“In what?”
“The Bavarian clothing … and she also told me
about the Oktoberfest in Munich – and that if you go there in normal clothing,
people give you a strange look – because they see that you are a tourist and –”
“So? Are we in Munich?” Stephen interrupts her.
“Come on, we’re in Canada. I doubt that everybody owns a Lederhose - even in Kitchener.”
“You think so?”, fragt Sonja unschlüssig. Sie ist sich immer noch nicht sicher. Sie möchte auf keinen Fall wie ein
typischer Tourist aussehen – und außerdem meinte Courtney, dass es ohne die richtige
Kleidung nicht so viel Spaß macht.
“Of course,” Stephen reassures her. “In the end
it will be like any other beer drinking fest – no matter what you wear.”
Sonja überlegt. Ihr Freund hat recht. Bierfest ist Bierfest, egal
welche Kleidung man trägt. Möglicherweise ist eine Jeans sogar die beste
Lösung. Wenn da mal ein Bier verschüttet wird, ist es nicht so schlimm.
“Alright”, antwortet sie und schaut an
sich herunter. Sie trägt ebenfalls eine Jeans und ein T-shirt. “So, shall I go like this then?”
“Looks fine to me.” Stephen walks over to her
and kisses his girlfriend on the check. “Not particularly German, but you got
that covered with your cute little accent.”
“Hey”, erwidert sie empört.
“What?”
„Hör auf, dich über meine Akzent lustig zu machen.“
“Why?” Stephen asks innocently. “I said it’s
cute. I love it.”
„Jaja, du vielleicht. Aber ich finde ihn nicht niedlich. Und wenn du
nicht aufhörst, dann spreche ich kein Englisch mehr mit dir.“
“Please …”
„Heute habe ich sowieso Pause. Wir gehen auf ein deutsches Fest, sehen
dort deutsche Leute und hören deutsche Musik“, erwidert sie energisch. „Und mit
den Petzolds spreche ich sowieso immer auf Deutsch. – Du kannst dir ja
überlegen, ob du auf Deutsch oder Englisch mit Ihnen reden möchtest.“
“Easy. I do understand. I might even try your
funny language-mixing method. Just to see, if it works for me.”
Überrascht sieht Sonja ihn an. Das ist das erste Mal, dass er diese Art
zu sprechen nicht abblockt. Vielleicht zeigt er ja doch ein bisschen
Verständnis für sie?
“So, shall we get ready then?” Stephen looks at
his watch and adds sarcastically, “it’s five till eleven. If your German
friends obey the German Pünktlichkeit,
they should be here any minute.”
„Schlaumeier!“ Sonja gibt ihm einen Stups in die Seite. „Dann komm.“
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